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Kretische (Un)Sitten und Gebräuche

Damit Sie es besser verstehen

Kretische Sitten und Gebräuche: Ein Spiegel der kulturellen Vielfalt. Die Insel Kreta in Griechenland ist nicht nur für ihre atemberaubende Natur und ihre reiche Geschichte bekannt, sondern auch für ihre einzigartigen Sitten und Gebräuche, die bis heute lebendig gehalten werden.

Die Gastfreundschaft der Kreter ist legendär. Wenn Sie die Insel besuchen, werden Sie schnell feststellen, dass die Einheimischen Sie mit offenen Armen empfangen und Ihnen gerne ihre Kultur und Traditionen näherbringen.

Insgesamt sind die kretischen Sitten und Gebräuche eine faszinierende Mischung aus alten Traditionen und moderner Lebensweise. Die Kreter hegen ihren kulturellen Reichtum und freuen sich, ihre Sitten mit Besuchern aus aller Welt zu teilen. 

Tauchen Sie ein in diese einzigartige Kultur und erleben Sie die Herzlichkeit und Authentizität der Kreter hautnah.

  • Olivenbaum
  • Katze
  • Arkadi
  • Ziege
  • Schafe

...Aki(s)!

Jeder Gast Kretas, der Kontakt mit einem „Einheimischen“ aufnimmt und die Adressen und Namen austauscht, wird feststellen, dass fast jede Frau oder jeder Mann einen Nachnamen trägt mit der Endung ...aki (weibliche Form) oder ...akis (männliche Form). Das muss doch einen Grund haben und kann nicht nur Zufall sein. Genau; der Hintergrund liegt in der Vergangenheit, und zwar stammt er aus der mehr als 400-jährigen Besatzungszeit durch die Türken. 

Die Türken hatten nicht nur Repressalien und Unterdrückung der kretischen Bevölkerung in ihrem Repertoire, sie beherrschten auch den Einsatz psychologischer Mittel und Tricks. So wurde angeordnet, dass die Nachnamen der Kreterinnen und Kreter mit der Endung ...aki(s) zu versehen sind. Das hatte den Grund, die kretischen Menschen zu demütigen und lächerlich zu machen sowie ihnen das Gefühl der Minderwertigkeit zu geben, denn die Endsilben ...aki(s) sind Verniedlichungen und würden in deutsch mit den Endsilben „...lein“ oder „...chen“ zu übersetzen sein. 

Diese Maßnahmen hatten allerdings nicht den gewünschten Erfolg, denn diese Namensendung wurde fortan mit großem Stolz getragen. Und das bis zum heutigen Tage.

Aussprache / Betonung

Wie in keiner anderen Sprache ist die Betonung eines griechischen Wortes von fundamentaler Wichtigkeit. So kann ein identisch geschriebenes Wort mit Betonung auf einer anderen Silbe eine völlig verschiedene Bedeutung haben. 

Griechische Vornamen

Wenn man auf der Insel Kreta auf einem sehr belebten Platz laut: „Janni!“ rufen würde, würden sich bestimmt eine ganze Reihe Männer zum Rufer umdrehen. Ein Modename? Nein! Dasselbe würde auch passieren, wenn z.B. „Giorgo!“, „Niko!“, „Manoli!“, „Maria!“, „Eleni!“ oder „Irini!“ gerufen würde. 

Die Vornamensgebung ist nicht der Mode geschuldet, sondern der Tradition. Traditionell erhalten die Kinder die Vornamen ihrer Großeltern. Bei dem dritten männlichen oder dritten weiblichen Kind ist nunmehr jedoch die Namensgebung frei. Sehr häufig erhalten dann die Kinder die Vornamen ihrer Taufpaten. Taufpaten haben auf Kreta bzw. im gesamten Griechenland einen äußerst wichtigen Status. Sie haben nämlich lebenslang Verpflichtungen – auch finanzielle – für ihr Patenkind zu übernehmen. Besonders in ländlichen oder kleinstädtischen Gegenden, wo immer noch enge Familienverbände existieren, wird die Tradition der Vornamensgebung aufrecht erhalten, auch in den heutigen modernen Zeiten. Da aber so viele Personen innerhalb einer (oft sehr großen) Familie denselben Vornamen haben, werden im Alltag meist Kurzformen oder Kosenamen zur Unterscheidung benutzt.

Verbotene Handzeichen

Wenn man sich bei uns zu Hause für eine Freundlichkeit, ein Entgegenkommen oder eine andere Gefälligkeit mit einem Handzeichen bedanken will, spielt es keine Rolle, wie die Haltung oder Bewegung der Hand vonstatten geht. Anders ist das auf Kreta. Beim Bedanken darf auf gar keinen Fall die Handinnenfläche in Richtung Gesicht des zu Bedankenden zeigen. Diese Geste würde nämlich keine Freundlichkeit beinhalten sondern das totale Gegenteil. „Ich wünsche Dir die Pest an den Hals!“, „Alles erdenklich Schlechte“ oder „Geh zum Teufel!“, so oder ähnlich ist die absolut negative Bedeutung dieses Handzeichens. Also: mit dem Kopf nicken, mit der Hand winken – all das ist korrekt. Nur nie die Handinnenfläche dem Gegenüber ins Gesicht zeigen.

Herkunft griechischer Vornamen

Bei manchen griechischen Vornamen fragt man sich: „Wo können die wohl herkommen?“ Als Antwort kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht. Die meisten Namen stammen natürlich aus dem altgriechischen (z.B. aus der griechischen Mythologie und aus Heldensagen), unter der Besetzung Roms kamen dann römische dazu, natürlich auch christlich geprägte aus dem hebräischen und auch dem slawischen Raum. Ganz selten sind auch muslimische Namen zu hören. 

Bleiben Ehen über lange Zeit kinderlos, so besuchen gläubige orthodoxe Frauen bestimmte Wallfahrtskirchen, um dort den jeweiligen (Orts-) Heiligen um die Erfüllung ihres bisher unerfüllten Kinderwunsches zu bitten. Kommt es dann tatsächlich zur Geburt eines Babys, so erhalten die Kinder aus Dankbarkeit den Vornamen des Heiligen. 

Es gibt auch Vornamen, die aus dem westeuropäischen Sprachraum stammen; sie wurden dann oft „eingegriechischt“ (der Fachausdruck dafür heißt „gräzisiert“, d.h. den altgriechischen Sprachen nachempfunden). In der jetzigen Zeit ist es auch Mode geworden, speziell Kose- und Kurznamen aus dem englischsprachigen Raum zu benutzen.

Ikonen

Eigentlich bedeutet das Wort „Ikone“ (gr.: η εικόνα) lediglich „Bild“, „bildliche Abbildung“, wird aber in unserem Sprachgebrauch praktisch immer als kirchliche / christliche Abbildung von Jesus Christus, der Gottesmutter Maria oder diversen Heiligen verstanden. 

Es gibt auf Kreta (und im übrigen Griechenland) keine Kirche oder Kapelle, und seien sie noch so klein, die nicht Ikonen ihr Eigen nennen. Viele von ihnen sind hunderte Jahre alt und werden besonders in Ehren gehalten. Ihr Wert ist einfach unschätzbar. Ikonen sind für die Gläubigen mehr als nur ein Bild. Sie bringen eine enge Verbindung zwischen dem orthodoxen Christen und dem Abgebildeten; fast kann man von einer Symbiose sprechen und bilden eine Verknüpfung zwischen zwei unterschiedlichen Lebewesen. Sie sind in dem Sinne also keine Kunstobjekte, sondern reine theologische und spirituelle Bilder. 

Für die Erstellung einer solchen Ikone gelten strenge Maßstäbe und Vorgaben. Es geht für den Maler nicht darum, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, sondern sich möglichst detailgetreu an die (ur-)alten Vorbilder zu halten. Dazu werden auch heutzutage noch immer traditionell hergestellte Farben verwendet. Da der Herstellungsprozess sehr aufwendig ist, dauert die Erstellung einer Ikone oft mehrere Monate. Als Materialien können die unterschiedlichsten Grundstoffe verwendet werden, wobei die meisten Ikonen auf Holz gemalt sind.

Ikonostasia

Wer auf den Straßen Kretas unterwegs ist, sieht sehr häufig an den Staßenrändern, an unübersichtlichen Stellen oder unbefestigten Kurven kleine Häuschen, die wie Kirchlein gestaltet sind, oder Betsäulen, die aus Stein oder Metall gefertigt sind. Im Inneren sind meistens eine Ikone, ein Öllämpchen, oft auch ein Foto einer Person. 

Diese Kirchlein, Ikonostasia oder auch Proskinitiria genannt, stehen zur Erinnerung an einen Unfall. Dabei kann es sein, dass sie als Gedenkstelle für Jemanden , der hier an dieser Stelle tötlich verunglückt ist, errichtet wurden oder als Danksagungsstelle für Menschen, die einen schweren Unfall überleben konnten. Und sie werden immer in Ehren gehalten und gepflegt.

Jammas

Sitzt man in einer Runde mit kretischen / griechischen Freunden, Bekannten oder auch völlig fremden Personen zusammen, so nennt man das eine „Parea“ ( gr.: „παρέα”). Es wird meistens etwas gegessen, viel erzählt und gelacht und natürlich auch getrunken. Alle Augenblicke ruft irgendjemand: „Jammas!“. Alle heben ihre Gläser, stoßen miteinander an und trinken. 

Anders als bei uns zu Hause wird aber mit dem Nachgießen nicht gewartet bis das Glas geleert ist, sondern ständig wird aufgefüllt, so dass man bald schon gar keinen Überblick mehr hat, wie viel man eigentlich getrunken hat. Zwischendurch kann auch schon mal ein Tsikoudia (kretischer Name für Raki = Trester) gereicht werden. Also eine durchaus brisante Mischung. 

Wenn man nun einmal von Hause aus kein Weintrinker ist, sollte man den Wein nicht unterschätzen und daher nicht allzu oft recht heftige Schlucke nehmen, damit man auch später noch den richtigen Durchblick behalten und die Parea genießen kann.

Kafenion

Leider gehen in unserer heutigen schnelllebigen Zeit immer mehr traditionelle Dinge und Werte verloren. Das ist natürlich auch auf Kreta so. Hoffentlich bleibt aber eine dieser traditionellen Stätten weiterhin bestehen, und zwar das Kafenion (gr.: το καφενείο). In den Touristenzentren oder in der Umgebung von Hotelanlagen auf Kreta ist es auch schon nicht mehr vorhanden, aber in den Altstädten der größeren Orte (oft versteckt in den kleinen Seitengässchen) und abseits der touristischen Pfade in den kleinen Bergdörfern oder irgendwo auf dem Lande sind sie noch Bestandteil des einheimischen Lebens. 

Da sieht man sie innen oder außen auf den markanten Stühlchen sitzen; meist sind es ältere Herren, vor sich auf den kleinen Tischchen ein Tässchen griechischen Kaffee und das obligatorische Glas oder die Karaffe Wasser. Da wird über Gott und die Welt geplaudert und diskutiert, auf die unfähigen Politiker geschimpft und mitgeteilt was es an Neuigkeiten im Dorf oder der Familie so gibt und/oder Tavli gespielt. Allerdings wird man in diesen Runden Frauen nicht finden; Kafenions sind reine Männersache, wobei natürlich eine Wirtin die Ausnahme von der Regel bilden darf. 

Bis vor wenigen Jahren, wo es politisch eigentlich nur zwei Kräfte auf Kreta gab (Pasok und Nea Demokratia), waren auch die Kafenions (partei-) politische Orte. Man besuchte ausnahmslos nur das Kafenion, wo die politisch Gleichgesinnten verkehrten. Daher gab es selbst in den kleinsten Dörfern zwei dieser ursprünglichen Kafenions. Auch sind die Kafenions oft Orte, wo der Postbote Briefe, Päckchen und Zeitungen abgeben kann und die Einwohner, die etwas außerhalb wohnen, sich dort ihre Post abholen können. 

Kalo mina

Zu den gängigsten Umgangsformen gehört es sich in unserer Heimat, dass man sich gegenseitig „guten Morgen“, „gute Nacht“, „frohe Weihnachten“, „prost Neujahr“ usw. wünscht. Das ist natürlich auch bei den Kretern/Griechen so. Aber sie setzten noch eins drauf: zum ersten Tag eines neuen Monats wünscht man sich „kalo mina“ (gr.: καλό μήνα), d.h. „einen guten Monat“. Daher zum Monatswechsel den kretischen/griechischen Freunden oder Bekannten ruhig ein freundliches „kalo mina!“ zurufen. Sie werden sich sehr über diese eigentlich so kleine Geste freuen.

Komboloi

Welcher Besucher Kretas hat sie noch nicht gesehen, in Restaurants oder Tavernen, in Wohnzimmern, in Bussen und auch auf den Straßen beim Gehen, meistens Männer älteren Semesters, die ein Kettchen superschnell um die Finger rotieren lassen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich um die auch bei uns in der katholischen Kirche bekannten Rosenkränze. Das ist aber mitnichten der Fall. Es dient nicht religiösen Zwecken, sondern ist ausschließlich ein Spielzeug zum Zeitvertreib. 

Der Name des Kettchens ist Komboloi (gr.: το κομπολόι). Es handelt sich dabei um ein Kettchen, das mit Perlen versehen ist, die auf Fäden aufgezogen sind. Die Perlen können aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen, so z.B aus Glas, Stein, Plastik, Bernstein, Holz oder Metall. Das Komboloi stammt wohl aus dem ostasiatischen Raum und ist über die Türken bei den Griechen gelandet. Es wird vermutet, dass das Spielen mit dem nichtreligiösen Komboloi von den Griechen gemacht wurde, um die streng religiösen Besatzer, die ähnliches als Gebetsketten verwendeten, arg zu provozieren, damit ihren Mut den Unterdrückern gegenüber zu beweisen sowie ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Obwohl dieser Grund heutzutage nicht mehr vorhanden ist, hat sich das Spielen mit dem Komboloi bis in die jetzige Zeit erhalten. Wenn auch der unbedarfte Urlauber keine unterschiedlichen Varianten erkennen kann, soll es doch mannigfache Spielarten geben, wie mir ein Komboloi-Spielexperte bestätigte. Ob allerdings dieses traditionelle Spiel mit dem Komboloi noch lange zu sehen sein wird, ist äußerst fraglich. 

Die heutige junge und jüngste Generation hat keine Zeit mehr fürs Kettchendrehen, denn sie haben ja das Smart- oder iPhone in der einen Hand und brauchen die andere Hand, um mit den Fingern permanent die wichtigsten Mitteilungen, die über Facebook, WhatsApp, Instagram, Twitter oder sonstige soziale Netzwerke ankommen, annehmen bzw. selbst eintippen zu können. Bedauerlich, ist aber wohl leider nicht zu ändern.

Leerer Teller

Man hat in einer angenehmen Gesellschaft – egal ob in einer privaten Wohnung oder in einer Taverne – sehr gut gegessen, ist satt und hat den leeren Teller vor sich stehen. Plötzlich aber wird der Teller wieder aufgefüllt von einem der nebenan sitzenden Kreter. Da hilft auch kein leiser und vorsichtiger Protest. Wohl oder übel, man muss weiter essen. Des Rätsels Lösung über dieses Verhalten ist einfach. Während bei uns ein leerer Teller davon zeugt, dass es gut geschmeckt hat und man satt ist, bedeutet ein leerer Teller auf Kreta, dass man noch nicht gesättigt ist und gerne weiterhin etwas essen möchte. Und da der aufmerksame Kreter annimmt, dass man zu schüchtern ist, um noch einmal zuzugreifen, übernimmt er halt diesen Part. Daher also immer einen kleinen Rest auf dem Teller lassen und jedermann ist zufrieden.

New Road

Man fährt recht angepasst auf der "Neuen Straße" so wie es sich gehört. Doch beim Blick in den Rückspiegel hat sich schon eine ziemliche Autoschlange angesammelt. Und überholen können die nicht: durchgezogene Mittellinie, unübersichtliche Kurven. Was kann man tun? Der Kreter hat eine ganz einfache Lösung gefunden. So weit wie möglich auf den rechten Standstreifen fahren und hierbei die durchgezogene Linie nicht beachten. Und schon können die hinteren Autos zügig und ohne Risiko überholen. Die Lösung eines Problems kann also so einfach sein.

Oben ohne

Eine Unsitte, die sehr häufig anzutreffen ist, bitte nicht zum Beispiel nehmen! 

Auf Kreta sieht man sehr viele Fahrer von Mopeds / Rollern / Motorrädern, die sich ohne Helm auf den Straßen bewegen. Das kann zu unsäglichen Folgen bei einem Unfall führen und das nicht nur zu schwerwiegenden gesundheitlichen sondern auch zu versicherungstechnischen. Zudem kann auch noch ein erhebliches polizeiliches Bußgeld dazu kommen, denn auch in GR herrscht Helmpflicht. 

Bitte nicht nachmachen, auch wenn es verlockend scheint, ohne Helm zu fahren.

Die Rechnung bitte!

Wir sitzen mit einer „Parea/παρέα” zusammen. Es wird nach griechischer/kretischer Art gemeinsam gegessen und getrunken und es herrscht eine tolle Atmosphäre vor. So langsam aber nähert sich dieser gesellige Abend seinem Ende zu. 

Nun fragt sich der ausländische Gast, wie passiert das eigentlich gleich mit der Bezahlung? Keiner weiß noch oder hat vermerkt, was und wie viel jeder Einzelne gegessen und getrunken hat. Wie kann ich meinen Anteil nunmehr korrekt ermitteln? Das ist für Kreter allerdings überhaupt kein Problem. Entweder übernimmt einer aus der Gruppe zunächst den Gesamtbetrag und anschließend wird geteilt nach Anzahl der Personen oder es wird von vornherein von jedem aus der Runde anteilmäßig gezahlt bis die Gesamtsumme plus Trinkgeld erreicht ist. 

Es spielt also keine Rolle, ob der eine oder andere ein Glas mehr oder weniger getrunken, ein größeres Stück Fleisch genommen oder von den Vorspeisen etwas mehr gegessen hat. So einfach kann es also sein, Rechnungen stressfrei zu begleichen.

Schnäpschen gefällig?

Die meisten Besucher Kretas denken, dass bei Spirituosen (nach dem Wein natürlich) Ouzo an vorderster Stelle steht. Das ist wohl richtig für das Festland und die meisten griechischen Inseln, auf Kreta allerdings wird der Tsikoudia (gr.: Τσικουδιά) ganz eindeutig bevorzugt. Das für den Tsikoudia auch mögliche Wort Raki (gr.: Ρακή) wird von den Einheimischen nicht so gern verwendet, weil es aus dem türkischen Wortschatz kommt und von daher auf die Jahrhunderte währende türkische Besatzungszeit hinweist. 

Um den Tsikoudia zu erhalten, wird der Masse, die nach dem Pressen der Weintrauben übrig bleibt, etwa ein Monat lang Zeit zum Vergären gegeben. Dann wird diese Masse destilliert , d.h. sie wird in Kupferkesseln erhitzt, die entstehenden Dämpfe werden über ein Rohr geleitet und am Rohrende kommt die klare Flüssigkeit heraus mit einem Volumenprozent von 30 bis 40 % Alkohol. Auch wenn schon dieser erste Brand trinkbar ist, so wird doch oft noch einmal ein zweiter Durchgang in Angriff genommen. Dadurch steigt der Alkoholgehalt natürlich noch weiter und erhöht auch die Reinheit des Getränkes. 

Infolge staatlicher Vorgaben mit Lizenzen zum Brennen gibt es neben offiziellen Brennereibetrieben auch einige Familien, die privat Tsikoudia in festgelegten Mengen herstellen dürfen. Aber es wäre nicht Kreta, wenn es nicht in erheblichem Umfang auch „schwarz gebrannten“ Tsikoudia geben würde. 

Tsikoudia wird unverdünnt getrunken und zu allen Gelegenheiten angeboten (nach den Mahlzeiten, zur Begrüßung, zur Verabschiedung) und auch einfach so ohne einen besonderen Anlass. Jeder Tsikoudia schmeckt ein wenig anders. Außerdem gibt es auch Varianten; so ist besonders beliebt der Rakomelo (gr.: Ρακόμελο). Er beinhaltet Honig und noch einige Gewürze und kann in der Zeit, die auf Kreta „Winter“ genannt wird, auch warm getrunken werden. 

Tavli

In und - bei entsprechend gutem Wetter - vor echten Kafenions (Einzahl gr. Καφενεíο) sieht man häufig ältere Herren vor einem Brettspiel sitzen, meistens mit einem Tässchen griechischen Kaffees und einem Glas Wasser. Besonders im Hinterland, entfernt von den Touristenzentren der Küstenbereiche, und selbst in den entlegendsten Bergdörfchen kann man die Brettspieler beobachten. 

Das Spiel ist verwandt mit dem auch bei uns bekannten Backgammon und wird Tavli genannt. Es spielen zwei Personen gegeneinander mit Würfeln und Steinen auf einem entsprechenden Brett. Üblich sind drei Varianten, die dann oft abwechselnd oder nacheinander gespielt werden. Es handelt sich tatsächlich um eine Art Volkssport, der aber in der Öffentlichkeit fast ausschließlich eine Domäne für ältere Herren ist.

Todesfälle

Das Witwen nach dem Tode ihres Ehemannes in Griechenland bis an ihr eigenes Lebensende schwarze Kleidung tragen, ist den meisten Urlaubern bestimmt bekannt. Aber sehr oft sieht man Männer jeglichen Alters mit wuscheligen Bärten und einer ungebändigten Haarpracht. Dabei handelt es sich nicht, wie man bei diesem Anblick meinen könnte, um ungepflegte Männer, sondern das hat leider einen sehr ernsten und traurigen Hintergrund. Es sind nämlich sehr enge Verwandte (Eltern, Geschwister usw.) verstorben und die (orthodoxe) Tradition verlangt, dass innerhalb von 40 Tagen bis zur großen Gedenkfeier zur Erinnerung an den oder die Verstorbenen, die Männer sich weder rasieren dürfen noch die Haare geschnitten werden dürfen Das zeigt einmal mehr, dass nicht alles so ist wie es auf den ersten Blick erscheint.

Toiletten - Eimerchen

Kreta-Neulinge (aber auch Gesamt-Griechenland-Ersturlauber) sind erstaunt, wenn sie bei ihrem ersten Toilettenbesuch in ihrem Hotel oder Apartment ein Schildchen sehen, worauf in etwa steht: „Kein Toilettenpapier in die Toilette werfen! Bitte Papier in den Eimer!“. Da fragt sich der erstaunte Gast, was das denn soll. 

Die Erklärung ist einfach: die Durchmesser der Abflussrohre sind so gering, dass eine Verstopfung durch das WC-Papier drohen würde und oft aufwendige Reparaturarbeiten erforderlich wären. Daher kommt das Papier ins bereitstehende Eimerchen. Und daran gewöhnt man sich recht rasch. 

Bei einem längeren Aufenthalt auf Kreta kann es durchaus passieren, dass man nach Rückkehr zu Hause anfangs vergeblich den kleinen Abfalleimer sucht. Übrigens: das Eimerchen findet sich natürlich auch in allen Privatwohnungen (allerdings ohne das Hinweisschild), Tavernen, Flughafen-Toiletten oder wo es sonst noch Toiletten gibt.

Trinkgeld

Wenn dem Gast ein Aufenthalt in einer Restauration gefallen hat und man auch mit der Bedienung zufrieden war, möchte man natürlich auch ein angemessenes Trinkgeld geben. 

Angebracht ist hier ein Betrag zwischen 5 – 10 % des Rechnungsbetrages. Anders als bei uns Zuhause, wo man den Rechnungsbetrag um das Trinkgeld aufstockt (also z.B. die Rechnung beträgt 15 € und man will 1,50 € für die Bedienung geben), so sagt man: „16,50 € bitte“, so ist das auf Kreta nicht in dieser Form üblich. Dort wartet man bis die Bedienung das Wechselgeld komplett auf den Rechnungsbetrag herausgegeben hat. Danach lässt man einfach das zu gebende Trinkgeld auf dem Tisch zurück. 

Natürlich ist es in Gebieten, wo häufig ausländische Gäste bedient werden, den Bedienungen inzwischen auch bekannt, dass Touristen einen „Endpreis“ nennen und sie entsprechend das Trinkgeld einbehalten. In Gebieten aber, wo der Tourismus noch nicht so Einzug gehalten hat, kann es jedoch passieren, dass die Bedienungen das Trinkgeld nicht einbehalten und das Wechselgeld auf den Cent genau herausgeben. Am besten ist es daher, so wie die Einheimischen zu verfahren und immer etwas Kleingeld in der Geldbörse zu haben.

Volle Tische

Man sitzt zusammen in einer typischen kretischen Taverne, wo kaum Touristen zu finden sind, und zwar in einer Runde mit Freunden oder Bekannten. Es gibt eine Reihe diverser Vorspeisen und auch gegrilltes Fleisch. Eigentlich sind alle fertig, jedoch die noch nicht ganz leeren Vorspeisenteller und die Teller mit dem Restfleisch werden einfach nicht abgeräumt. 

Ein Versäumnis? Hat der Kellner keine Lust? Beileibe nicht! Da Kreterinnen und Kreter sowieso kein Essen ofenheiß zu sich nehmen (sie schütteln deshalb auch immer ungläubig und verständnislos mit dem Kopf, wenn die Touristen ausdrücklich auf heißes Essen bestehen, denn es ist ja klimamäßig eh schon ausreichend in hohen Temperaturbereichen), geht die Bedienung davon aus, dass immer mal wieder jemand aus der geselligen Runde von den Restspeisen etwas nimmt, denn auf Kreta nimmt man sich immer Zeit, natürlich erst recht für das Essen, nach dem Leitspruch: siga, siga (gr.: σιγά, σιγά) = langsam, langsam. 

Es handelt sich also nicht um eine Nachlässigkeit, sondern im Gegenteil um eine bewusste Untätigkeit. In Tavernen, die überwiegend von den Touristen frequentiert werden, werden die Tische aber sofort abgeräumt, denn hier gibt es kein siga, siga.

Frisches Wasser

Besucht man eine Taverne, Cafeteria oder Kaffeebar, so war es eigentlich selbstverständlich, dass Wasser gereicht wurde. Das gehörte einfach zum Service dazu, weil es die Wertschätzung des Wirtes seinen Gästen gegenüber zeigt, denn frisches Wasser ist (gerade auch auf der Insel Kreta) ein äußerst wichtiges Gut, dass man nicht verschwenderisch benutzen kann und darf. 

Leider wird heutzutage in (Touristen-)Tavernen (anders als in den Cafeterias und Kaffeebars) jedoch kaum mehr dieses erfrischende Nass angeboten, denn die überwiegende Anzahl der Urlauber konnte mit dem Wasser nichts anfangen und ließ es meistens unbenutzt stehen. Aber um einfach so weggeschüttet zu werden, dazu ist es zu wertvoll und wird darum erst gar nicht mehr automatisch serviert. 

So wird wohl diese Tradition in den Tavernen über kurz oder lang völlig verloren gehen.

Guten Winter

Es ist September / Oktober (an manchen Tagen regnet es vielleicht und die Saison geht zu Ende) und man hört und sieht, wie eine Reihe von Kretern sich verabschieden. Immer wieder fallen die Wörter „kalo chimona“. Chimona heißt doch „Winter“ - oder? Stimmt. Die Prüfung des Wortes im Wörterbuch ergibt, „chimona“ (gr. „χειμώνα”) entspricht dem deutschen Wort „Winter“. Man wünscht sich also einen „guten Winter“? Tatsächlich. 

Auf Kreta gibt es anscheinend nur 2 Jahreszeiten, Sommer und Winter.